Öffentlich-rechtlicher Rundfunk?

Bildquelle: SN/APA/Roland Schlager

Die Veröffentlichung der Spitzengehälter im ORF hat zu dem erwartbaren Aufschrei geführt. Immerhin ist der Neidkomplex eine der am besten funktionierenden Eigenschaften des Österreichers, wenngleich eine Debatte über die Angemessenheit natürlich zulässig ist. Das Durchschnittsgehalt der 3000 Mitarbeiter von knapp unter 100.000 Euro brutto ist allerdings viel aussagekräftiger als einzelne Spitzenwerte. Da wundert es nicht, dass der ORF trotz der gesetzlichen Gebührenmilliarde immer wieder finanzielle Probleme hat.

Das wahre Problem liegt allerdings woanders: Wenn ein ohnehin massiv subventionierter Sender wie der ORF zusätzlich noch gesetzlich bevorzugt wird (speziell bei der Vergabe von Radiofrequenzen, den ausufernden Werbezeiten oder dem zügellosen Onlineangebot), dann führt das im Rest der Medienlandschaft automatisch zu großen Schwierigkeiten. Private Sender und Zeitungs- und Zeitschriftenverleger leiden massiv an den Wettbewerbsverzerrungen und stecken allesamt in einer wirtschaftlich schwierigen Lage.

Daher sollte dringend evaluiert werden, inwieweit der ORF seinem Bildungsauftrag nachkommt oder ob er nur um viel Geld politisch gewünschten Content produziert und nebenbei die private Medienlandschaft und damit auch die Demokratie beschädigt. Aktuell hat es nämlich den Anschein, als würde mit den ORF-Gebühren nicht ein klassisch öffentlich-rechtlicher Rundfunk subventioniert. Vielmehr bezahlen wir für ein mehr als dürftiges Programm, das aufgrund seiner rein kommerziellen Ausrichtung im unlauteren Wettbewerb mit privaten Anbietern steht. Und das ist das wahre Problem für Meinungsvielfalt und Demokratie.

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