Was ist Armut?

Fotoquelle: meinbezirk.at

Diese Woche wurde der Sozialbericht 2024 vorgelegt, der auf den Daten von 2022 fußt. Darin wird dargelegt, dass 15 Prozent der Bevölkerung armutsgefährdet sind. Darüber hinaus ist die Rede von etwas mehr als zwei Prozent der Bevölkerung, die tatsächlich arm sind, also unter „erheblichen materiellen und sozialen Benachteiligungen“ leiden. Diese Einordnungen lassen einen auf den ersten Blick etwas ratlos zurück, denn ob jeder fünfzigste oder jeder sechste Österreicher arm ist, macht einen gewaltigen Unterschied. Der große Haken an der ganzen Darstellung ist die Definition der Armutsgefährdung: Jeder, der ein Einkommen von unter sechzig Prozent des Medianeinkommens (die Hälfte verdient mehr, die Hälfte weniger) hat, gilt als armutsgefährdet. Diese Grenze war etwa 2022 für einen Alleinlebenden bei 1400 Euro netto im Monat und sagt nichts über die tatsächlichen Lebensumstände aus. Wie irreführend die Definition ist, lässt sich an einem einfachen Beispiel zeigen: Wenn alle Österreicher das Doppelte verdienen würden, hätten wir genau gleich viele Armutsgefährdete wie jetzt, da das relative Verhältnis ja gleich bleibt.

Das ständige Breittreten dieser wenig aussagekräftigen Zahl hat aber einige sehr unangenehme Folgen: Es stellt unsere Situation viel schlechter dar als sie ist und hemmt durch den um sich greifenden Pessimismus unsere Entwicklung. Zudem wird ständig eine Umverteilung an eine viel zu große Bevölkerungsgruppe gefordert, was zwei Folgen hat. Einerseits verlieren die Leistungsbereiten ständig an Nettoeinkommen und andererseits bleibt für die Wenigen, die es wirklich nötig hätten, nichts mehr übrig.

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