Weniger Futter vom Flugfeld

Das Flugfeld in Aigen umfasst 85 Hektar. Um das Risiko eines Vogelschlags zu reduzieren, fallen gut zwei Drittel für die landwirtschaftliche Nutzung weg. Foto: Ennstaler

Zwei Drittel des Flugfeldes der Kaserne in Aigen dürfen nicht mehr gemäht werden. Bauern verlieren 60 Hektar Grünland. Bundesheer begründet Entscheidung mit Flugsicherheit.

Das Flugfeld der Kaserne in Aigen im Ennstal erstreckt sich über 85 Hektar am Ennsboden. Saftig grüne Wiesen auf einer Ebene und mit guter Verkehrsanbindung. Gunstlage, aus landwirtschaftlicher Sicht. Jahrzehntelang verpachtete das Bundesheer die Flächen an rund 70 Bauern zur landwirtschaftlichen Nutzung. Jährlich schloss man Verträge ab, bis im Vorjahr die Verhandlungen nicht in gewohnter Weise aufgenommen wurden. Ein bereits anberaumter Termin wurde kurzfristig abgesagt. Es stellte sich heraus, dass das Bundesheer beabsichtigte, die Bewirtschaftung umzustellen (der „Ennstaler“ berichtete). Anstatt das Grünland zu mähen, hieß es man wolle die Flächen mulchen, um das Gras niedrig zu halten und das Wachstum einzudämmen. Zu groß sei das Sicherheitsrisiko, dass Flugzeuge durch den Zusammenprall mit Vögeln beschädigt oder im schlimmsten Fall zum Absturz gebracht werden könnten. „Vogelschlag“, so der Fachterminus dazu.

Probejahr

Die ansässigen Landwirte arbeiteten ein Nutzungskonzept aus, welches die gesamte Fläche in Sektoren untergliederte. Die einzelnen Bereiche wurden jeweils zeitgleich geerntet. Außerdem versprachen sie, dass die Wuchshöhe der Gräser 36 Zentimeter nicht überschreiten werde. Das Bundesheer ließ sich darauf ein und sagte ein Probejahr zu. Vor gut einem Monat, am 5. März, machte sich eine Delegation aus Aigen nach Wien auf, um auf dieser Basis die Verträge dingfest zu machen. Nach internen Abstimmungen präsentierte Heeresimmobiliendirektor Johannes Sailer drei Wochen später der Gemeinde und den Ortsbauernvertretern das Ergebnis. Von den 85 Hektar dürfen nur mehr 20 bewirtschaftet werden. Um die übrigen 60 Hektar – gut zwei Drittel der Fläche – kümmert sich das Heer in Zukunft selbst. Außerhalb des Flugfeldes besitzt das Österreichische Bundesheer weitere 25 Hektar, welche weiterhin an die Bauernschaft verpachtet werden.

Vortritt für Bergbauern

„Im Vorjahr hat alles super funktioniert. Wir haben von allen Seiten nur Lob bekommen. Schade, dass nun ein Teil weggefallen ist“, zeigt sich Ortsbauernobmann Wolfgang Stachl enttäuscht. Umgerechnet würde das Futter von zwei Vollerwerbsbetrieben verloren gehen. „Trotzdem sind wir froh, dass wir zumindest 45 Hektar bekommen“, so Stachl. Die Ortsbauern haben sich darauf geeinigt, dass sie den Landwirten mit Steilflächen beim Flugfeld den Vortritt lassen. Jene mit leichter zugänglichen Wiesen verzichten auf die Ernte zugunsten der Bergbauern. „Zumindest gibt es für die verbleibenden Flächen Planungssicherheit für die nächsten 15 Jahre“, gibt sich Bürgermeister Thomas Klingler geschlagen. Man habe alles versucht, doch der Kompromiss sei zur Kenntnis zu nehmen.

Breiterer Korridor

In Aigen im Ennstal starten und landen nicht nur Hubschrauber, sondern auch Flugzeuge. Der 50 Meter breite Streifen der Rollpiste war von der Bewirtschaftung der Bauern immer schon ausgenommen. Um das Risiko eines Vogelschlages zu minimieren, musste der Korridor breiter werden. So könne man die Vögel auf möglichst natürliche Art und Weise von der Fluglinie fernzuhalten. „Wir waren uns alle einig, wenn‘s irgendwie geht lassen wir den Landwirten das Futter. Wir haben keine Arbeit damit, dafür die Landwirte einen Nutzen“, sagt Johannes Sailer im Gespräch mit dem „Ennstaler“. Man habe sich ein Jahr Zeit genommen und Erfahrungen von anderen Flughäfen eingeholt. Am wenigsten Vögel lassen sich bei einer Wuchshöhe der Gräser zwischen 18 und 40 Zentimeter nieder. „Wenn man bodentief mäht, lockt es Vögel, die auf Nahrungssuche sind. Wird das Gras höher, besteht die Gefahr, dass sich Bodenbrüter einnisten“, gibt Sailer die Hintergründe wieder. Man werde die Vogelpopulationen rund um das Aigener Flugfeld beobachten und schauen ob es auch anders ginge, sagt Sailer, ohne etwas Konkretes versprechen zu können.

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