„Wer Ostern kennt, kann nie verzweifeln“

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Diesen Spruch las ich auf einer Karte, die neben dem Sterbebett eines mir sehr nahestehenden Menschen auf dem Nachtkästchen lag. Es war meine Tante, die leider viel zu früh an einer Krebserkrankung sterben musste. Ich war damals 14 Jahre alt. Dieser Spruch hat sich tief in meinem Herzen eingegraben und mich bis heute in schwierigen Lebenssituationen begleitet.

Was ist diese so trostspendende und hoffnungsgebende Botschaft von Ostern im Angesicht des Leidens auf dieser Welt?

Die Sehnsucht und die Hoffnung auf ein gelungenes, glückliches und gesundes Leben tragen wir wohl alle in uns. Es ist die Ursehnsucht nach dem verlorenen Paradies, die Sehnsucht nach der bedingungslosen und reinen Liebe, aus der wir alle entstanden sind. Diese Sehnsucht nach Glück zeigt sich sehr oft in einem Verhalten, hinter dem man dies nicht vermuten würde: Im Streben nach materiellen Dingen, wie Geld, Besitz, Macht, Anerkennung, Karriere, Leistung oder in diversen Formen von Suchtverhalten. Der Mensch versucht damit, Verwundungen und Enttäuschungen, die er im Laufe seines Lebens erfahren musste, zu kompensieren. Doch nicht nur im Laufe seines Lebens, sondern bereits vor der Geburt, kann der Mensch Leid und Schmerz erfahren sowie Verletzungen in seiner Seele erleiden, denn schon im Mutterleib erlebt das Kind Gefühle, wie Angst, Trauer und Wut der Mutter, wie seine eigenen. Neuesten Erkenntnissen zufolge können sich sogar Traumata aus früheren Generationen, wie Krieg, Vertreibung und dergleichen, durch Vererbung in den Zellen des Kleinkindes manifestieren. So könnte man auch den Begriff „Erbschuld“ verstehen. Wir werden also in eine Welt hineingeboren, wo wir von Beginn an mit Leid und Schmerz konfrontiert sind, tragen mitunter sogar Belastungen unserer Vorfahren in uns und sind in der letzten Konsequenz mit unserem eigenen Tod konfrontiert. In dieser verwundeten Welt wurde nun Jesus, der Sohn Gottes selbst, ein Mensch, der am eigenen Leib dieses Leid der Menschheit durchlebt hat: Verrat, Verleumdung, Lüge, Ungerechtigkeit, Hohn, Spott, Abwertung, Angst, Gewalt… bis hin zur totalen Gottverlassenheit am Kreuz und den Tod!

Und in diese dunkelste Stunde hinein bricht die Botschaft „Er ist auferstanden“!

Im Religionsbuch der 1. Klasse VS stand: Auferstehung heißt: Vom Tod zum Leben! Von der Trauer zur Freude! Von der Angst zur Hoffnung! Vom Hass zur Liebe! Das bedeutet: der Tod und das Leid haben nicht das letzte Wort, sondern sind überwunden und besiegt worden durch den Sohn Gottes, Jesus Christus, seinen Tod am Kreuz und seine Auferstehung. Und das gibt Trost und Mut und lässt uns auch im Leiden nicht verzweifeln, weil wir glauben und hoffen dürfen, dass dadurch auch wir in diese Erlösung mit hinein genommen sind, also Erlöste sind! Das ist uns zugesagt.

Bei dieser Osterbotschaft denke ich auch sehr oft an die Rose von Jericho, welche im Bild, bereits aufgeblüht, dargestellt ist. Es zeigt eine Wüstenpflanze, die erst, wenn man sie in frisches Wasser legt, aufzublühen beginnt, obwohl sie vorher sehr lange, wie vertrocknetes Unkraut dagelegen ist. Ich denke, dies kann als ein wunderbares Symbol für unsere Seele dienen: sie dürstet ebenso nach Befreiung, Erlösung und Heilung, vor allem nach Liebe, wie die Rose nach dem Wasser. Was kann für unsere Seele wie dieses lebendig machende Wasser sein?

Da möchte ich einige Erfahrungen aus meinem persönlichen als auch beruflichen Leben erzählen: Wenn es in Familien Konflikte und Streit oder gar Kontaktabbruch zwischen Familienmitgliedern gegeben hat, und es wird, wodurch auch immer, möglich, dass sich die Ursachen für die Konflikte zeigen und Lösungen gefunden werden, und es Versöhnung unter den Familienmitgliedern gibt, dann ist das wie „Wasser“ für das ganze System Familie, und dieses kann wieder aufblühen. Oder wenn Menschen unter depressiven Zuständen bis hin zur Suizidalität leiden, psychisch oder körperlich schwer erkrankt sind und durch professionelle Hilfe oder Menschen, die sie lieben, wieder Lebensmut und Lebensfreude bekommen, im besten Fall wieder gesunden, dann ist das ebenfalls wie das Wasser für die Rose. Wenn Kinder die Trennung ihrer Eltern gut verarbeiten können und ohne psychische Schäden erwachsen werden können, dann ist das eine Form von Auferstehung im täglichen Leben. Sogar beim Tod eines geliebten Menschen tröstet der Glaube an ein Weiterleben danach unendlich. Und diese Hoffnung lässt uns leben, gibt uns in schweren Stunden Kraft und Mut und lässt uns nicht verzweifeln. Es gibt da allerdings eine Bedingung, die dies möglich macht: Das ist das Vertrauen und der Glaube an einen uns liebenden Gott, der uns nicht bewertet und verurteilt, sondern dessen Liebe bedingungslos und allumfassend ist, und den wir bitten dürfen um dieses „lebendige Wasser“ für unsere dürstenden Seelen!

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen von Herzen ein frohes, hoffnungsvolles und gesegnetes Osterfest!

 

Ulrike Schachner

Dipl. Ehe- und Familienberaterin

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