Das Ohr am Bürger

  25.01.2024 Meinung

Die AfD hat bei ihrem Treffen in Potsdam mit Plänen zur Abschiebung von Millionen unerwünschter Migranten den Bogen überspannt. Seither jagt in Deutschland eine Demonstration die andere und schon weit über eine Million Menschen ist gegen die rechten Ideen auf die Straße gegangen. Das ist ein starkes Zeichen der entwickelten Demokratie in Deutschland und war in der Dimension bis vor kurzem nicht vorstellbar. Und doch ändern die Kundgebungen wenig an den Sorgen der Menschen und werden auch den Zustrom zur AfD kaum bremsen können.

Die grundsätzlichen Ängste und Vorbehalte vieler Bürger, die sich von der Entwicklung der letzten Jahre überfahren fühlen, werden nämlich bestehen bleiben. Und es ist anzunehmen, dass der überwiegende Teil der AfD-Wähler keine Rechtsradikalen oder Neonazis sind. Die meisten sind schlicht mit der aktuellen Entwicklung unzufrieden, sie fürchten um ihren Wohlstand, ihre gewohnte Umgebung und die Lebensqualität in ihrer Heimat. Und diese Ängste wird man ihnen nur nehmen können, wenn sich auch die Politik verändert.

So wichtig der humanitäre Grundkonsens in unserer Gesellschaft auch ist, wir werden es auf Dauer nicht durchhalten können, die Ängste und Vorbehalte einer großen Bevölkerungsgruppe einfach zu ignorieren. Sonst fühlen sich diese Menschen nicht verstanden und wenden sich von der herkömmlichen Politik ab. Und es darf niemanden wundern, wenn die Parteien der einfachen Lösungen dann großen Zuspruch erfahren. Sie benennen eben die Probleme, die viel zu lange ignoriert wurden.

Franz Wallig


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